Der Trend bei den Reisemobilen geht zu überschaubarer Größe bei hohem Ausstattungsniveau. Vans versuchen diesen Spagat zu schaffen. Malibu, ein Tochterunternehmen des Reisemobilherstellers Carthago in Aulendorf bei Ravensburg, stellt Vans her. Neben VANs werden dort auch integrierte und teilintegrierte Reisemobile unter der Marke Malibu produziert. Schon 1979 hat Carthago ein kompaktes Reisemobil unter dem Namen Malibu auf den Markt gebracht. Neuestes VAN Modell ist der Malibu 600db. Dieses kompakte Raumwunder haben wir mit seiner üppigen Sonderausstattung über 10 Tage hinweg auf einer Urlaubsreise getestet.Der Malibu Van 600 db ist ein kompaktes (Länge 6,36 m, Breite 2,10 m, Höhe 2,59 m) Wohnmobil, in dem bis zu vier Personen Platz finden. Ein quer eingebautes Doppelbett kommt im Heck unter. Die Betten im Heck können alternativ auch längs eingebaut bestellt werden. Zusätzlich kann man zwischen einem niedrigen oder hohen Einstieg wählen. Vorn gibt es – gegen Aufpreis – umbaubare Schlafplätze, die in der Sitzgruppe integriert sind.
Basis-Motorisierung ist der Fiat Ducato 2.3 L 150 Multijet, der 110 kW aus 2.287 cm3 Hubraum generiert. Bis zu 380 Newtonmeter Drehmoment kann er auf die Straße bringen. Sein Wendekreis von nur 11 Metern macht ihn zum wendigen City-Cruiser. Zusätzlich verfügt er über einen Tempomaten, Tagfahrlichter, einen Bergabfahrassistenten, das Traction-Plus System, PDC sowie einen Speed Limiter, ein Navigationsgerät und einen Bordcomputer. Die Pilotensitze vorn sind bequem und geben trotzdem guten Halt. Ihr Bezugsstoff ist abwischbar, das gilt auch für den gleichen, im Wohnraum verwendeten Stoff.
Der Malibu VAN 600 erscheint außen – nicht zuletzt durch seine Lackierung – dynamisch und strahlt durch seine vier Bullaugen etwas Liebenswertes aus. Die praktische Markise ist kaum sichtbar angebracht, daher stört sie die Optik nicht. Klassisch modern und freundlich wirkt das Fahrzeug innen. Die Fronten der Einbauten wurden im Testwagen in Holzoptik ausgeführt, die mit creme-farbenen Elementen versehen sind. In Verbindung mit Ziervorhängen verleiht es dem Innenraum eine wohnliche und helle Note. Der Fahrzeugboden im Wohnbereich ist in Holzoptik gehalten.
In Kombination mit den vier Bullaugen erinnert das an ein Schiff. Alle Schalter, Griffe und Amateuren sind in Chromoptik ausgeführt und fügen sich bestens ins wertige Gesamtbild. Der Innenausbau zeugt von Qualität und ansprechender Haptik – angefangen von den Schubladen mit Soft-Close-Funktion und automatischem Einzug bis zu den Lichtschaltern und auch der Verarbeitung von Ecken und Kanten.Nun zum Aufbau: An Fahrer- und Beifahrersitz schließt sich nach hinten die Sitzgruppe mit integriertem Tisch an. Der Kochbereich findet sich auf der rechten Seite, direkt an der Schiebetür, das lässt Frischluftkochen zu. Gegenüber dann die Duschkabine mit intergrierter, wegklappbarer Toilette. Der Schlafbereich misst 195 x 158/140cm. Unter dem Schlafbereich sind auf der Fahrerseite 2 Gasflaschen, sowie die Wasserpumpe und Abwassertank untergebracht. Gegenüber liegt der 100-Liter-Frischwassertank. Praktisch: Bei geöffneten Kofferraumtüren lassen sich alle Bedienelemente ergonomisch günstig erreichen. Und weil das alles hinter Türen versteckt ist, bietet sich der Raum dazwischen als Gepäckraum an. Optional kann der Schlafbereich zur Seite nach oben geklappt werden. Das Gepäckraumvolumen reicht für eine kleine Familie aus. Auch ein Surfbrett findet Platz. Fahrräder werden sinnvollerwiese auf dem Träger (gegen Mehrpreis) am Heck befestigt. Zusätzlich gibt es im ganzen Wagen an verschiedenen Stellen Verstaumöglichkeiten.
Die ersten Stunden auf der Fahrt im Malibu verlaufen auf Anhieb angenehm. Wir fühlen uns wohl im modernen Wohnmobil-Flair. Nichts erinnert an einen Lieferwagen. Man sitzt bestens, hat guten Überblick über den Verkehr. Unser Carthago Van beschleunigt zügig, im Stadtverkehr schwimmt er locker mit. Auf der Autobahn ganz ähnlich. Dank des leicht zu bedienenden Tempomats muss man nicht ständig auf dem Gaspedal hängen. Überholmanöver sollten jedoch – wie stets – gut überlegt sein. Wer den Spritverbrauch im Zaun halten möchte, der sollte die Tempo 100 möglichst nicht überschreiten. Wir haben in den 10 Tagen durchschnittlich runde 10 Liter auf 100 Kilometer verbraucht.
Trotz der Größe dieses Wohn-Vans hat man alles gut im Blick. Das Piepsen, während der Rückwärtsgang eingelegt ist, warnt das Umfeld sinnvoll. Die Pilotensitze mit verstellbaren Armlehnen bieten wirklich hohen Sitzkomfort. Die Bedienelemente im Wohnbereich sind übersichtlich und überfordern selbst Ungeübte nicht. Das Pioneer-Navigationsgerät lässt sich per USB oder Bluetooth angenehm vernetzen. Auch das Surround-Sound-System überzeugt mit seinem satten Klang. Einzelne Boxen können gezielt ein- und ausgeschaltet werden.
Wenn der Camper-Alltag dann beginnt, fallen natürlich Details ins Auge. Die Aufteilung des Kochbereichs scheint gut durchdacht. Bei gutem Wetter bleibt die Schiebetür einfach offen, und man kocht quasi im Freien. Dieses Open-Air-Kochen lässt zudem Gerüche erst gar nicht ins Wohnmobil. Um zusätzlichen Platz zu gewinnen, kann der Tisch der Sitzgruppe ausgezogen werden.
Sehr praktisch: Die multifunktionale Spülbecken Abdeckung beinhaltet auf der Rückseite ein integriertes Schneidebrett. Die beiden Kochfelder von Dometic sind ausreichend groß und leistungsstark, auch die Bedienelemente passen. Was auffällt sind die drei großen Küchenschubladen. Die Fronten weiß-matt mit glänzenden Chrom-Griffen – wie aus der modernen Küche zuhause. Hier gibt es Platz für Geschirr, Töpfe und was sonst noch mit muss. Auch der Kühlschrank (ebenfalls von von Dometic) mit seinem 60 Liter-Nutzraum reicht für 2 Personen locker aus. Das kleine Frostfach freut nicht nur die Eisliebhaber. In dieser mobilen Küche kann man wirklich angenehm kochen. In den Abendstunden fällt auch die behagliche Beleuchtung auf. Eine kluge Lösung ist auch die über dem Kochbereich eingelassene LED Leuchte.
Auch nach dem Essen haben wir uns in diesem Carthago Van wohl gefühlt. In der Sitzgruppe entsteht durch die indirekte Beleuchtung eine behagliche Atmosphäre. Die Nasszelle – kompaktes Mobil-Badezimmer klingt schöner – bietet alles, wonach man sich nach einem langen Strandtag sehnt. Ein Waschbecken mit beleuchtendem Schminkspiegel, hinter dem Spiegel sowie unter dem Waschbecken verbirgt sich Platz für Kulturutensilien und – das WC! In die Decke eingelassen finden sich zwei helle LED Leuchten sowie eine Dachluke, durch die der Dampf entweicht. Auch durch die weißen Wände wirkt das Bades angenehm hell. Zum Duschen werden die Dusch-Kabinenteile in die passende Stellung geklappt. Ein Magnetismus hält alles zusammen. Der entstandene Duschraum ist bemerkenswert groß. Carthago sagt, das sei das größte Bad in dieser Klasse. Menschen über eine Körpergröße von 1,85 Meter werden das Dach schnell als Ablage für die Shampoo-Flasche nutzen.
Kritik? Der Duschkopf fällt etwas zu klein aus. Nach der heißen Dusche fällt der Blick auf das übersichtlich gestaltete Multifunktions-Panel, das per Touchpad angenehm bedienbar ist. Hier gibt es schnell und übersichtlich alle Infos über den Energiegehalt der Wohn- und Hauptbatterie, über Frischwasser- und Abwasser-Stand. Der kleine Duschkopf macht natürlich Sinn, weil er weniger Wasser verbraucht. Fast wie Zuhause. An Zuhause erinnert auch der Schlafbereich. Im ersten Moment dachten wir, das kann knapp werden. Dann aber entfaltet sich großer Komfort.
Lattenrost und Matratze bilden eine bequeme Einheit und sorgen auf kompakter Fläche für entspannten Schlaf. Die auf beiden Fahrzeugseiten integrierten Bullaugen lassen sich aufklappen. So kommt ausreichend frische Luft ins Schlafgemach. Über den Betten angebrachte LEDs laden zum Lesen ein, ob altmodisch mit dem Buch oder mit dem Kindle. Denn hier gibt es auch einen USB Slot zu Laden von Reader und Smartphone. Praktisch sind auch Verdunklungsplissees an jedem Fenster, sowie an den Front- und Außenscheiben. So wird es auf Wunsch zappen-duster und durch die integrierten Fliegengitter kommt kein lästiges Getier ins „Haus“. Apropos Getier. Ein weiterer Pluspunkt ist das große Fliegengitter an der Schiebetür. Wenn es geschlossen ist, kommt zwar viel Licht und Luft herein, die animalischen Störenfriede bleiben aber zuverlässig draußen. Wenn wir der Van mit dem Heck gen Abendhimmel geparkt haben, konnten wir durch die geöffnete Hecktür den Sonnenuntergang über dem Meer liegend und mit einem Glas Wein in der Hand bewundern. Ist das nicht wahrer Luxus?
Fazit: Mit dem Malibu Van 600 DB scheut man keine engen Städtchen oder Küstenstraßen mehr. Im Gegenteil, der Entdeckerdrang wird geweckt, wo man mit Teilintegrierten längst keinen Nerv mehr hat. Da ist sie wieder, die scheinbar unendliche Debatte: Teilintegriert, integriert oder Bus (Van), wer auf üppigen Raum verzichten kann, ist mit dem Van einfach flexibler. Ohne Probleme hält man es abseits der Wege ein paar Tage bestens aus. Dank dem Gasvorrat an Bord wird elektrische Energie eigentlich nur für die Beleuchtung gebraucht. Kurze Strecke fährt man im Urlaub ohnehin gern mit den Rädern, die natürlich am Heckklappenträger (von Thule) ihren Platz finden. Malibu schafft es, die eigentlich geringe Größe mit der man unterwegs ist, durch clevere Raumaufteilung – und Nutzung vergessen zu lassen.
Wesentliche Technische Daten:
Malibu Van 600 DB by Carthago