Wer in den letzten Jahren ein Hotelzimmer in Leipzig gesucht hat, rieb sich verwundert die Augen. Entweder war kaum ein freies Zimmer zu finden oder die Preise waren unerwartet hoch. Warum das so ist? Leipzig ist die aktuell am schnellsten wachsende Stadt Deutschlands.
Die Stadt, in der Johann Sebastian Bach wirkte ist zum Hot-Spot für Touristen aus der ganzen Welt geworden. Wer Kontakt zu Asiaten sucht, muss am Bach-Denkmal vor der Thomas Kirche selten lange warten. Zudem bringt auf der florierende Messe-Standort immer wieder viele Geschäftsleute nach Leipzig.
Ja, Leipzig hat viel zu bieten. Die Sächsische Studenten-Stadt ist eine schöne Mischung aus alt und jung. Das Freizeitangebot ist in der rund 600.000 Einwohner zählenden Stadt enorm. Bundesliga-Fußball wird hier genauso geboten wie Spitzen-Handball.
Im Sommer ist der Clara Zetkin-Park beliebter Treffpunkt. Nur runde 5 Kilometer weiter wurde aus den Gruben der ehemaligen Braun-Kohle-Abbaus durch Flutung und Verbindung eine großflächige Seenlandschaft.
3 Euro City Steuer pro Person und Nacht
Aber, ich möchte eigentlich nicht noch mehr Werbung für Leipzig machen. Es gibt nämlich auch Negatives hier. Zum Jahresanfang hat Leipzig eine Art Touristen-Steuer für Hotel-Gäste je Person und Nacht von 3 Euro eingeführt. Zu schnelles Wachstum scheint – wie vielerorts – auch hier den Blick zu vernebeln und Größenwahn aufkommen zu lassen. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen die Kohle sinnvoll für das Gemeinwohl einsetzen. Seit geraumer Zeit sind die Obdachlosen hier ein Problem. Zugreisende kommen bei ihrer Ankunft kaum angebettelt aus dem schönsten Bahnhof Deutschlands. Auch in der City und in Parks tritt dieses Phänomen massiv auf. Im Leipziger Osten verbieten Schilder das Mitführen von Waffen. Massive Gewaltkonflikte haben Anlass dazu gegeben. Bleibt zu hoffen, dass die Stadt in und um die Eisenbahnstraße geeignete Mittel findet, auch durch strukturelle Maßnahmen bei der Renovierung herunter gekommener Häuser, das Problem einzudämmen.
Obdachlose werden zum Problem
Aber zurück zu den Hotel-Kapazitäten. Aktuell entstehen – gefühlt – an jeder Ecke der Leipziger City neue Hotels. Ein Schandfleck war lange das Astoria (Titelfoto) neben dem Hauptbahnhof. Nun ist das große Projekt hinter tot-blau gestreiften Bau-Planen verschwunden. Ende 2020 soll das traditionsreiche Haus mit einem Ball-Saal für bis zu 1.000 Menschen in neuem Glanz erstrahlen und ein Fix-Punkt in Leipzigs City werden. Gleich neben dem Ost-Ausgang des Bahnhofs hat vor wenigen Tagen ein Holiday Inn Express eröffnet. Das 3-Sterne Haus lockt mit Preisen um 60 Euro, Frühstück inklusive. Auf der anderen Straßenseite steht ein H2-Hotel mit rund 600 Zimmern – noch im Rohbau. Ein weiterer Neubau wächst gleich hinter der Oper. Die Premier Inn Kette wird hier 2020 eröffnen.
In der neuen Alten Post am Augustus-Platz hat Motel One das inzwischen 3 Haus in der Sachsen Metropole mit stylischer Roof-Top-Bar eröffnet. Im gleichen Gebäude bietet seit November das „Felix“ moderne Suiten an. Gekrönt von der gleichnamigen Bar mit feudalem Blick über den Augustus-Platz mit seinen markanten Gebäuden. Wenige Schritte weiter, hinter Burggraben und Leuschner-Platz, hat NH sein Hotel „Leipzig Zentrum“ gerade „zum Teil“ eröffnet. Der andere Teil des Hauses wird noch vollendet. Auch an dieser Teil-Eröffnung ist zu erkennen, wie dringend zusätzliche Hotel-Betten in Leipzig benötigt werden.
Zahlreiche Hotel-Projekte kurz vor der Eröffnung
Bleibt abzuwarten, ob diese Neubauten ausreichen werden. Wie bei vielen solcher Entwicklungen kann das am Ende zu Überkapazitäten führen. Die Gäste würden davon durch sinkende Preise profitieren. Der Markt regelt das.