Kompanja Camperbus – „Ich muss gestehen, vor unserem Test kannte ich die Campervan-Marke Kompanja nicht. Aber das spricht wohl mehr gegen mich, als gegen den Hersteller, der nahe Köln, in der Stadt Brühl sitzt und dort auch produziert.“ Kein großer Massenhersteller steckt hinter Kompanja, die von Ulrich Diefenbach gegründet wurde und nach wie vor von ihm geführt wird. Von ihm stammt auch die grundsätzliche Idee, viel Know-how, feine Verarbeitung und Modularität in den Campervan zu bringen.
Der Kompanja Camperbus
Letzteres ist besonders wichtig bei den Fünf-Meter-Vans, denn sie sollen gleichsam Alltagsauto und auch mobiles Zuhause sein können. Kompanja hat diese Philosophie – in meinen Augen – wie kein Zweiter umgesetzt. Dabei ist das Brühler Unternehmen kein Ausbauer im klassischen Sinn. Zu Kompanja können Kunden nicht kommen, um ihren gebrauchten Van nach den eigenen Vorstellungen ausbauen zu lassen. Kompanja liefert ein Gesamtpaket aus Basis-Fahrzeug und Modularen Ausbaubestandteilen.
Aber wer sich zum Zeitpunkt der Bestellung – warum auch immer – nicht für eine bestimmte Option entschieden hat, der kann später immer wieder nach Brühl kommen, um das Vermisste nachträglich einbauen zu lassen. Der Service-Gedanke und der direkte Draht zum Kunden ist den Brühlern wichtig, so Marketing-Leiter Peter Fröhlich. Zudem legt er auch Wert darauf, dass Kompanja klar kalkulierte, faire Preise anbietet. Deshalb gebe man auch keine Rabatte. Das sei ein Gebot der Fairness. Denn so habe nicht nur der Vorteile, der besonders clever verhandle.
Doch nun endlich zu unserem Test:
Unser Testwagen zeigt vieles davon, was Kompanja anbietet. Das ist natürlich sinnvoll, führt aber zu einem relativ hohen Preis. Relativ, weil der im Vergleich zum manch anderem Camper-Van mit deutlich weniger Ausstattung, fast schon ein Schnäppchen ist. Nicht zuletzt, wenn man in Richtung Wolfsburg oder Sindelfingen blickt.
Ab 58.800 Euro gibt es den Kompanja (ausschließlich) auf Renault-Traffic-3 mit 110-PS-Dieselantrieb, umfangreichem Küchenblock, Side-Schrank und SCA-Aufstelldach. Unser Testwagen mit seinen 150 PS, Schwerlastauszug, 2 großen Seitenschränken und Biwak-Bett, Solar-Anlage und vielem mehr bringt es auf runde 84.000 Euro. Wir meinen allerdings, dass man mit einer Investition von etwa 70.000 Euro schon einen gut ausgestatteten Kompanja bekommt.
Kluge Lösungen im Detail
In unserem Video zeigen wir ausführlich, wie detailverliebt die Kompanja-Leute das alles umsetzen. Durchdacht bis in den letzten Winkel und in einem Material- und Ausführungsqualität, die ich bisher nicht in einem Campervan gefunden habe. Nein, ich bin für diese Aussage nicht bezahlt worden, sie ist schlicht und einfach ehrlich.
Keine Kritik? Doch. Was der renommierte, in Deutschland angesiedelte Dach-Lieferant SCA hier an Bedien-Mechanik anbietet, ist deutlich verbesserungswürdig. Das Einziehen des Aufstelldachs braucht Know-how, Kraft und bringt sogar Verletzungsgefahr mit sich. Die Menschheit war vor 50 Jahren schon auf dem Mond, da sollte heute die Mechanik und Bedienung eines Aufstelldachs deutlich besser gemacht werden können. SCA beliefert viele Camper-Bauer, so Dethleffs-Crosscamp und andere. Wer sehen möchte, wie gut, sicher und leicht ein Aufstelldach bedient werden kann, der sollte sich den Duncan 545 von Karmann-Mobil anschauen.
Bestes Material und Verabeitung
Aber zurück zum Kompanja. Diese Küche mit dem 2-Zonen-Induktionskochfeld, dem herausnehmbaren Spülbecken und der klug verstauten Kühl-Box (31 Liter) ist eine Wucht mit ihren cleveren Detail-Lösungen wie dem Tisch, der gleichzeitig Tür ist und in verschiedenen Höhen am Küchenblock eingehängt werden kann. Doch nicht allein hier. Auch am Schwerlastauszug unter der Heckklappe. So kann der Kompanja-Nutzer entscheiden, ob er lieber an der Schiebetür oder lieber im Heck und damit quasi im Freien kochen möchte.
Quasi im Freien kann man mit dem Biwak-Bett auch schlafen. Siehe Foto. Eine Option, die ich ohne Einschränkungen empfehle. Apropos schlafen. Die beiden betten im EG und auch das unter dem Aufstelldach sind 1,28 Meter breit. Lässt man im EHEck des EG die Schränke weg, stehen sogar 1,68 Meter Bett-Breite (2 Meter Länge) zur Verfügung. Ein Bestwert in Campervans.
Die Bestuhlung im Kompanja ermöglicht (ausschließlich) mit Einzel-Sitzen Sitzplätze für bis zu 6 Personen. Dann muss man jedoch (falls gewählt) den 130-kg-Schwerlastauszug (mit 6 Schrauben) ausbauen. Wer das nicht möchte, kann 3 Einzelsitze einbauen. Mit den (im Stand) drehbaren Fahrer-und Beifahrersitzen stehen dann noch immer 5 Plätze bereit.
Bis zu 6 Sitzplätze
Kompanja verbaut die Wassertanks (2 x 12 Liter) nicht fest, sie sind herausnehmbar. Das hat viele Vorteile. Nicht zuletzt, dass Leitungen und Gefäß nicht versteckt kontaminieren können. Stühle und Camping-Tisch sind oberhalb der Radkästen sinnvoll und platzsparend untergebracht. In unserm Video zeigen wir etliche andere, clevere Lösungen. Schaut doch gleich mal rein.
Fazit
Mit dem Campervan von Kompanja haben wir ein besonders klug entwickeltes und fein verarbeitetes Teil entdeckt, das sein Geld wert ist. Es lässt sich ganz nach den Wünschen der Käufer Modular zusammenstellen. Der Renault-Traffic 3 eignet sich ob seiner kantigen Form bestens für den Ausbau als Camper-Van. Die 150 PS unseres Testwagens sind zwar kraftvoll, ich denke, man würde aber auch mit der 130 PS Maschine gut klar kommen. Schade, dass es das automatische Getriebe (EDC) ausschließlich mit dem 150 PS oder dem 170 PS Motor gibt. Für den Renault Trafic gibt es zahlreiche Assistenz-Systeme im Paketen und auch einzeln. Ich empfehle für lange Fahrten den adaptiven Tempomaten, der erhöht den Fahrkomfort und auch die Sicherheit.
Ein Tipp zum Schluss. Der Kompanja misst mit seinem geschlossenen Aufstelldach 2,03 Meter in der Höhe. Das ist zu hoch für viele Parkhäuser und auch für manche Parkplatz-Einfahrt. Für 850 Euro liefert Kompanja eine Fahrwerksmodifizierung, die die Höhe knapp unter die 2-Meter-Marke drückt. Damit wird der Kompanja noch mehr auch zum verbrauchsgünstigen (6,9 Liter je 100 km) Alltagsauto.
Technische Daten:
KOMPANJA RENAULT TRAFIC (2023)
Basisfahrzeug: Renault Trafic III L1H1
Länge: 4.999 mm
Breite: 2.283 mm (mit Außenspiegel)
Höhe: 1.999 mm
Radstand: 3.098 mm
Motor: Diesel, 150 PS
Verbrauch: 6,9 Liter
Getriebe: 6-Gang Schaltung
Aufstelldach: SCA 186
Kompressorkühlschrank: Dometic, 31 L
Frischwassser: 2 x 12 L
Batterie: AGM 105 Ah
Sitzplätze: 4 (max. 6)
Schlafplätze: 2-4
Masse fahrbereit: 2.275 KG
Zulässiges Gesamtgewicht: 2.960 KG
Zuladung: 685 KG
Anhängelast: 1.650-2.000 KG
Basispreis: ab 58.800 Euro