In wenigen Tagen startet in Russland die 21. Fußball-Weltmeisterschaft (14.06. bis 15.07.2018). Zahlreiche Fans der deutschen Nationalmannschaft werden unser Team bei seinen Spielen vor Ort unterstützen – und hoffentlich bis ins Finale begleiten. Wer plant, das mit dem eigenen Auto zu tun, sollte sich vorab ein paar Gedanken machen und mit den Eigenheiten des russischen Straßenverkehrs beschäftigen. Der Automobilclub von Deutschland e. V. (AvD) gibt ein paar nützliche Tipps für das Fahren nach und in Russland.
Der Reiseweg zur WM
Westliche Reisende berichten immer wieder, dass sie auf den Transitstrecken durch Weißrussland und die Ukraine, aber auch im russischen Binnenland negative Erfahrungen mit Verkehrsrowdys, kriminellen Banden und willkürlichen Polizeikontrollen gemacht haben. Wobei die Berichte in Bezug auf Autoreisen durch Russland selbst weit weniger negativ ausfallen, als die über Weißrussland und die Ukraine. Insbesondere an den Grenzübergängen nach Weißrussland und der Ukraine kommt es auf Grund der Zollformalitäten für Autofahrer regelmäßig zu mehrstündigen Wartezeiten, die bis zu 15 Stunden betragen können. Im Landesinneren ist es vor allem wichtig, sich strikt an die Verkehrsregeln, v. a. Überholverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten, um keine Strafzettel mit „Westaufschlag“ zu riskieren.
Der AvD empfiehlt daher entweder den Reiseweg über die baltischen Staaten zu planen, in denen die Verkehrs- und Sicherheitssituation weitgehenden den mitteleuropäischen Staaten gleicht. Oder für die Reise nach Russland zunächst eine der Fährverbindungen über die Ostsee zu nutzen. Vorteil: Die Zoll-Formalitäten für die Einreise nach Russland lassen sich in aller Ruhe bereits auf dem Schiff vorbereiten, was hilft den Zeitaufwand nach der Ausschiffung am Zielhafen erheblich zu reduzieren. Regelmäßige Fährverbindungen existieren zum Beispiel ab Rostock nach Tallinn, Helsinki oder direkt nach Sankt Petersburg.
Die Einreise nach Russland
Für die Einreise nach Russland besteht Visumpflicht. Wer mit dem Auto reist, muss im Visumantrag den Reisezweck „Autotourist“ eintragen sowie unbedingt Kennzeichen, Modell und Farbe des Reisefahrzeugs angeben. (Mehr über Visum und Einreisebestimmungen erfahren Sie unter www.visum.net.)
An den Grenzübergängen durchlaufen Reisende oft einen wahren Bürokratie-Marathon, der zwischen fünf und 10 Kontrollposten, Schreibstuben und Autoschaltern umfasst. Kraftfahrzeuge können für die Gültigkeitsdauer des Visums vorübergehend zollfrei eingeführt werden, wenn sich der Reisende verpflichtet, das Fahrzeug am Ende seines Aufenthaltes wieder auszuführen. Das entsprechende Dokument erhalten Autoreisende ebenfalls an der Grenze und sollte sehr gut verwahrt werden. Bei Verkehrskontrollen durch die Militzija (Polizei) ist es unaufgefordert mit Führerschein und Fahrzeugpapieren („Passport Maschini“) vorzuzeigen. Bei der Ausreise muss zumindest eine Kopie der Verpflichtung vorgelegt werden. Wer die entsprechende Bescheinigung verliert, wird sein Fahrzeug spätestens bei der Ausreise verzollen müssen, was ein tiefes Loch in die Reisekasse reißen dürfte.
Unabhängig, ob das Fahrzeug die nationale Herkunftsbezeichnung bereits im EU-Kennzeichen trägt, muss auf jeden Fall auch das Nationalitätskennzeichen „D“ angebracht werden.
Zudem empfiehlt der AvD unbedingt einen Internationalen Führerschein mitzunehmen. Wer noch keinen Internationalen Führerschein besitzt, sollte diesen bald beantragen, damit das Dokument rechtzeitig vor Reiseantritt vorliegt. Für Besitzer eines alten Führerscheins aus Papier ist damit zugleich aber auch der Umstieg auf den Führerschein in Check-Karten-Format verbunden.
Autofahren in Russland
Die Russen fahren vielfach sehr risikofreudig. Auch auf schlechten Straßen wird gebrettert, was das Auto hergibt – woraus sich für westliche Autofahrer nicht zu erahnende Fahrmanöver und Verkehrssituationen ergeben können. Insbesondere beim Überholen zeigen die Einheimischen vielfach wenig Sinn für möglichen Gefahren, was das Fahren auf russischen Straßen nicht ungefährlich macht. Bereits in Städten ab 500.000 Einwohner ist eine Verkehrslage zu beobachten, wie man sie im Westen allenfalls aus Metropolen wie Rom oder Paris kennt. Um dem Chaos zumindest ansatzweise Herr zu werden führt die Milizija (Polizei) regelmäßig strenge Verkehrskontrollen durch.
Kfz-Versicherung und „Grüne Karte“
Seit dem 1. Januar 2009 wird die Internationale Grüne Versicherungskarte als internationaler Nachweis der Haftpflichtversicherung auch in der Russischen Föderation anerkannt. Geschäftsreisende und Touristen müssen somit bei der Einreise in die Russische Föderation keine zusätzliche Kfz-Haftpflichtversicherung mehr abschließen. In der Versicherungskarte muss allerdings die Länderbezeichnung Russland bzw. das Länderkürzel RUS ausdrücklich vermerkt sein. Ist dies nicht der Fall sollten Russlandreisende bereits vor Abreise ihren Kfz-Versicherer ansprechen.
Im Fall eines nicht selbst verschuldeten Unfalls ist nicht immer mit einer vollständigen Schadenersatzleistung des Unfallgegners zu rechnen, da die Deckungssummen der russischen Haftpflichtversicherungen relativ niedrig sind. Vor einer Autoreise in die Russische Föderation erscheint somit der Abschluss einer Vollkaskoversicherung angeraten. Bei einem Unfall können zudem hohe Kosten für den Rücktransport des Fahrzeuges nach Deutschland bzw. sehr hohe Gebühren für den Fall der Entsorgung in der Russischen Föderation entstehen. Auch werden bei Diebstahl eines vorübergehend eingeführten Fahrzeugs mit ausländischer Zulassung Einfuhrabgaben vom russischen Zoll erhoben. Der Abschluss eines Auslandsschutzbriefes für Kraftfahrzeuge, der die Übernahme der Zollgebühren eines im Ausland gestohlenen oder totalbeschädigten Fahrzeugs beinhaltet, ist daher ebenfalls eine Überlegung wert.
Zusätzliche Informationen zu Reisen nach Russland sind auf der Internetseite des Auswärtige Amt unter dem Link www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/russischefoederation-node verfügbar.