Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Man kann regelrecht fühlen, wie Napoleon einst im Jahr 1806 im badischen Offenburg Halt machte und in einem der Gästezimmer des Gasthauses Sonne genächtigt hat. Die uralten Dielen im Gasthaus knarren. Unzählige Male sind sie schon restauriert worden. „Das gehört halt dazu“, sagt Gabriele Schimpf-Schöppner, Hausherrin im Hotel Sonne. Lampen, Spiegel und Tische sind uralt, von unschätzbarem Wert und liebevoll gepflegt. Auf modernen Schnick-Schnack versuchen Gabriele und Horst Schimpf-Schöppner auch in den beiden historischen Gaststuben zu verzichten. Der Weintemperierschrank aus Edelstahl müsse allerdings sein.
Tradition ist im Haus schon bei den Eltern und deren Eltern großgeschrieben worden, sagte Gabriele Schimpf-Schöppner. Eigentlich hätte ihr Bruder Bernd die Gaststätte und das Hotel übernehmen sollen. Das war halt so, dass der Sohn „Haus und Hof“ übernimmt. „Er hat jedoch die künstlerische Ader von meinem Großvater geerbt“, lacht Gabriele Schimpf-Schöppner. Hätte der Großvater damals gekonnt wie er gewollt habe, wäre auch er lieber Künstler geworden, ist sich die Hotelbetreiberin sicher.
Man könnte dem Ehepaar stundenlang zuhören. Viele interessante Geschichten rund um das traditionsreiche Hotel hat es auf Lager. Geschichten aus der Lebenswelt unterschiedlicher Hausangestellter oder wie an Markttagen die Sonne Anlaufstelle für Händler und Bauern war. Diese stellten ihr Vieh in den Stallungen des Gasthofes unter.
Bis in die 60er Jahre wurde im Gasthof Sonne Landwirtschaft betrieben. Es gab Pferde, Kühe, Schweine, Hühner – mitten in der Stadt. Seit nunmehr 157 Jahren ist die Sonne am Offenburger Stadtbuckel in Familienbesitz. Biedermeier und Klassizismus scheinen sich in den Gasträumen noch immer die Hand zu geben. Ob Gabriele Schimpf-Schöppner oder ihre Mutter nie genug von dem alten Krempel hatten und an Modernisierung dachte? „Nein“, lacht die Offenburgerin nur über die scheinbar abwegige Frage. Auf die historische „Sonne“ wurde nun auch Frank Joachim Ebner aufmerksam. Der Betreiber des Internetportals www.historische-gasthaeuser.de hat die Sonne als 50. historisches Gasthaus in Baden aufgenommen und ausgezeichnet. „Was man direkt vor der Haustür hat, kennt man am wenigstens“, weiß Frank Joachim Ebner. Traditionsgasthäuser könnten auch als steinerne Geschichtsbücher bezeichnet werden, meint er.
Anhand von Gasthäuser in Baden lasse sich hervorragend eine Zeitreise aufzeichnen, betont der 60jährige Portalbetreiber. Der hauptberufliche Verwaltungsfachwirt bei der Konstanzer Agentur für Arbeit will sich im Ruhestand noch intensiver um sein Projekt, dass er aus reinem Idealismus betreibe, kümmern. Eine Million Besucher informieren sich, so Ebner, derzeit pro Jahr über die historischen Gasthäuser in Baden. Dort kann man sich intensiv über die Geschichte, das Gasthaus, die Wirtsleute und über mögliche Touren informieren.
Weitere Infos https://www.hotel-sonne-offenburg.de/
Der Napoleon war aber auch (fast) überall…