Der Besitz eines eigenen Boots gleicht Spöttern zufolge einem Duschbad, bei dem man fortwährend Banknoten zerreißt: Man wird dauernd nass und gleichzeitig viel Geld los. Andere behaupten, es gebe nur zwei glückliche Tage im Leben eines Bootsbesitzers: Der Tag, an dem er seinen Kahn gekauft und der, an dem er ihn wieder verkauft hat. Dazwischen reiht sich eine Geldausgabe an die andere: Liegeplatzgebühren, Reparaturen und Kosten für einen Trailer – um nur einige davon zu nennen.
Mit dem neuen Schiff namens Tringa, das die französische Bootswerft Tringaboat aus Perros-Guirec in der Bretagne während der zweiten Dezemberwoche auf dem Salon Nautique International de Paris präsentierte, lässt sich zumindest ein Teil dieser Ausgaben sparen. Denn auf einen teuren Liegeplatz in der Marina oder auf einen Trailer, um sein Wasserfahrzeug ans nächste Ufer zu verfrachten, kann sein Käpten verzichten. Die Tringa verfügt nämlich über einen Vier-Takt-Benzinmotor, der es zusammen mit drei Rädern von einem Wasser- in ein Straßenfahrzeug verwandelt. Im Gegensatz zu den meisten Amphibienvehikeln, die mehr Auto- als Schiffs-Gene aufweisen, ist die Tringa jedoch definitiv in erster Linie ein Boot, das zur Not auch an Land navigieren kann.
Seine Konstrukteure hatten zwei Zielgruppen von Wassersportlern im Auge: Einerseits diejenigen, deren Zuhause in der Nähe von schiffbaren Gewässern liegt, andererseits solche, die ihren Bootstrailer möglichst einfach beladen wollen. Die einen können per Tringa ihr Heim auf dem Landweg über öffentliche Straßen verlassen und wieder erreichen, den anderen helfen die amphibischen Fähigkeiten des Fahrzeugs beim Manövrieren auf den Anhänger. Für längere Landpartien eignet sich das Schiff mit Rädern allerdings weniger: Die Spitzengeschwindigkeit von 16 km/h setzt dafür Grenzen. Aber für ein paar Kilometer auf der Landstraße reicht das durchaus. Auf französischen Straßen darf die Tringa schon heute mit offizieller Erlaubnis unterwegs sein; um entsprechende Genehmigungen außerhalb Frankreichs will sich die Werft bemühen.
Als Wasserfahrzeug mit ausfahrbaren Rädern fühlt sich die Tringa als Gleiter mit Aluminium-Rumpf im nassen Element eher zu Hause als auf festem Untergrund. Das kleine Schiff soll sich laut Tringaboat als Fischerboot ebenso eignen wie als Schlepper zum Wasserskifahren oder einfach als Mobil für Freizeitkapitäne. Es gibt eine Vielzahl von Standardeinrichtungen und Zubehör, so zum Beispiel einen Esstisch für fünf Personen, Angelrutenhalter, eine Badeleiter, eine Halterung für bis zu vier Tauchflaschen, einen Wasserski-Abschlepphaken, ein Bimini-Top, einen Kühlschrank, einen 30-Liter-Frischwassertank, eine Sonnenliege und mehr.
An Land verlässt sich die Tringa auf seinen 20 kW / 27 PS starken Motor. Per Druckknopf am Steuer befördert der Kapitän die drei Räder innerhalb von Sekunden aus ihren verdeckten Rumpfräumen. Der Motor treibt dafür eine Hydraulikpumpe an, die wiederum alle drei Räder in Bewegung setzt. Wie in einem normalen Auto stehen dem Fahrer oder der Fahrerin Fußgashebel, Fußbremse und Servolenkung zur Verfügung. Scheinwerfer, Windschutzscheibe, Rückspiegel, Scheibenwischer, Sicherheitsgurte und Geländereifen entsprechen den französischen Vorschriften. Bodenfreiheit, Allradantrieb und die speziellen Reifen machen nicht nur ein Vorankommen auf schlechtem Untergrund möglich, sie erlauben sogar, Steigungen bis zu 38 Prozent zu bewältigen. Genug für die steilste Slipanlage.
Vorläufig existiert nur der Prototyp, den Tringaboat in Paris zeigte. Mitte 2018 sollen die ersten Exemplare mit einem 110 kW / 150 PS starken Außenbordmotor zum Basispreis von 94.800 Euro fertig sein. Wer längere Lieferzeiten vermeiden möchte, kann sich für 2000 Euro einen Platz in der ersten Reihe der Besteller sichern.
Näheres ist im Internet unter https://www.tringaboat.fr/#home auf Französisch oder Englisch zu erfahren. ampnet
Fotos: Tringaboat